1.Bundesliga: Busenbach weiter mit weisser Weste
Mit einer Überraschung wartete in der 1. Damen- Bundesliga der Tabellenletzte Hannover 96 gegen den TV Busenbach auf: Zum erstenmal stand Spitzenspielerin Seok Ha Jung an den Tischen.
Die junge Koreanerin kann aus finanziellen Gründen nicht oft eingesetzt werden. Die Nummer 46 der Weltrangliste hatte in den letzten Wochen mit guten Leistungen überzeugt, unter anderem gewann sie bei den Korea-Open gegen Deutschlands Spitzenspielerin und Europameisterin Wu Jiaduo.
Seok Ha Jung ist auf dem Weg zu den British Open und hat in Deutschland Station gemacht, um ein Punktspiel in Hannover zu bestreiten.
Hannover 96 - das einzige Team mit 0 Punkten - gegen den TV Busenbach, das einzige Team ohne Verlustpunkt: Niemand hätte hier eine spannende Partie erwartet. Und so kamen auch nur 30 Zuschauer, um dieses Match zu sehen, darunter auch noch Verwandte wie die Eltern von Rosalia Stähr oder die Famile von Michael Schöckel, die eigens aus Bremen angereist war. Michi, wie er allgemein genannt wird, macht sein FSJ bei 96 und hilft bei der Organisation der Heimspiele.
Durch den Einsatz von Seok Ha Jung erhoffte sich 96-Teammanager Gert Selig einen Motivationsschub für die junge Truppe. "Es ist einfach mal ein Erfolgserlebnis notwendig." Gert errechnete einen 3:1- Sieg für Hannover: 2 Punkte für Ha Jung und einen Punkt durch Marta Golota, das würde reichen.
Trainer Tobias Kirch war etwas skeptischer, er rechnete eher mit einem 2:2 in den Einzeln, was bedeuten würde, dass die Entscheidung in den Doppeln fallen würde. Und Doppel, da sind die Busenbacherinnen praktisch nicht zu schlagen.
Ähnlich rechnete Busenbachs Geschäftsführerin Sabine Schlatterer. "Wir haben bisher alle Spiele mit 3:2 gewonnen, dann gewinnen wir heute eben auch mit 3:2." Im Vorfeld hatte Sabine schon verlauten lassen, dass ein Sieg in Hannover unbedingt nötig ist: "Sonst ist unser Sieg in Kroppach nichts Wert".
Das Match begann mit dem Spiel von Ha Jung gegen Laura
Robertson. Nach den ersten Ballwechseln noch betretene Mienen bei den Hannoveranerinnen: Laura ging mit 5:1 in Führung. Aber davon ließ sich Ha Jung nicht beeindrucken, glich zum 5:5 aus gewann mit 11:6. Im zweiten Satz ließ Ha Jung die Busenbacherin nach 7:2- Führung zwar auf 8:7 herankommen, gewann dann aber mit 11:7.
Ein ähnliches Bild im dritten Satz: Beim Stand von 5:2 für die Hannoveranerin nahm Laura ein TimeOut, konnte danach sogar mit 6:5 in Führung gehen, verlor aber trotzdem mit 11:6. Die von den 96-Fans erhoffte 1:0 Führung.
Den Fußballern hatte es am Nachmittag gegen Stuttgart (gar nicht weit von Busenbach) zum Sieg gereicht, aber was ist hier ?
Im zweiten Spiel kam es zum Duell der beiden Nationalspielerinnen Laura Matzke für 96 und Kristin Silbereisen für Busenbach. Bis zum 6:8 im ersten Satz konnte Laura, die Probleme mit dem Rücken und nicht ihren besten Tag hatte, die Partie einigermaßen offen gestalten. Aber dann setzte sich die Klasse von Kristin durch: 11:6 hieß es im ersten Satz, 11:3 nach 3:3 im zweiten. Im dritten Satz führte Laura zwar mit 2:0, verlor ihn aber ebenfalls hoch mit 11:3.
Busenbach hatte erwartungsgemäß ausgeglichen. Nach der Pause kamen dann die spannenden Partien.
Es begann mit der Partie von Hannovers Polin Marta Golota gegen Busenbachs Chinesin Shan Xiao Na. Die Chinesin ging rasch in Führung: 5:1 und 7:3. Aber Marta kämpfte sich zum 8:8 heran und hatte beim 10:9 den ersten Satzball. Diesen vergab sie knapp, aber den dritten verwandelte sie dann zum 14:12. Der zweite Satz war bis zum 9:9 ausgeglichen. Dann machte Xiao Na zwei Punkte und schaffte den Satzausgleich.
Im dritten Satz sah alles nach einem Erfolg für Marta aus: Mit 6:0 ging die Polin in Führung. Aber Busenbachs Chinesin kämpfte sich auf 7:6 heran. Auch ein TimeOut rettete Marta nicht mehr, im Gegenteil, sie machte keinen Punkt mehr: Der Satz ging mit 11:7 an Shan Xiao Na.
In diesem Satz gab es noch ein Novum für Laura Robertson: Wegen des Ausrufs "Auf gehts, weiter so" bekam sie wegen verbotenen Coachings die erste rote Karte ihres Tischtennislebens.
Wer jetzt gedacht hätte, die Partie ist entschieden, war aber Irrtum bzw. hatte nicht mit dem Kampfgeist der Polin gerechnet. Bis zum 8:8 war der Satz immer ausgeglichen, dann machte Marta drei Punkte zum 11:8: Satzausgleich!
Im 5. Satz war die Partie bis zum 4:4 offen. Dann allerdings setzte sich die Chinesin ab und gewann mit 11:6. Damit ging Busenbach mit 2:1 in Führung. Der Traum von Gert Selig von einem 3:1 - Sieg war geplatzt, obwohl man ihm so nahe war. Ha Jung konnte jetzt nur noch ausgleichen, und im Doppel ..., das hatte ich ja oben schon erwähnt, da ist Busenbach kaum zu schlagen.
Den ersten Satz gegen Seok Ha Jung konnte Kristin Silbereisen glatt mit 11:4 gewinnen. Im zweiten hatte sich die Koreanerin besser auf
das Spiel von Kristin Silbereiseneingestellt und führte mit 9:7. Aber Kristin konnte den Spieß noch einmal drehen und gewann den Satz mit 12:10. Zu diesem Zeitpunkt dachte wohl niemand mehr an ein Schlussdoppel.
Der dritte Satz verlief ausgesprochen ausgeglichen: 3:3, 6:6 und 8:8 lauteten die Zwischenstände. Letztlich gewann Ha Jung mit 11:9 und kam wieder heran. Im vierten Satz führte Ha Jung mit 5:4, ehe sie mit einem nicht wiederholten Netzaufschlag mit 6:4 in Führung ging. Da riss bei Kristin der Faden und die Koreanerin kam mit einem 11:5-Sieg zum Satzausgleich. Jetzt war es nicht nur ein hochklassiges, sondern auch ein spannendes Match.
Im fünften Satz gingen die ersten 7 Punkte jeweils an die Rückschlägerin. Mit dem ersten Punkt für eine Aufschlägerin ging Ha Jung beim Seitenwechsel mit 5:3 in Führung. Mit einem TimeOut beim Seitenwechsel brachte Kristin dann den Schiedsrichter in Verwirrung. Für sie selbst war das TimeOut aber positiv: Die Busenbacherin ging mit 6:5 in Führung.
Aber Ha Jung konnte mit einem Netzball ausgleichen. Als die Koreanerin wiederum mit einem Netzball mit 8:6 in Führung ging, haderte Kristin mit dem Schicksal: "Seit einer Woche habe ich nur Pech!" (Liebe Kristin, das Spiel in Kroppach war vor 8 Tagen, das ist länger als eine Woche her). Ha Jung gewann den Satz mit 11:8 und glich für Hannover 96 zum 2:2 aus.
Die Zuschauer hatten nach der Pause zwei spannende und hochklassige Partien gesehen.
Es musste also doch das Doppel entscheiden. Gert Selig nominierte Marta Golota und Laura Matzke, Busenbachs Trainer Liu Liping entschied sich erst für Kristin Silbereisen, bemerkte aber noch rechtzeitig seinen Irrtum (als Nummer 1 durfte Kristin kein Doppel spielen) und schickte Shan Xiao Na sowie die Ex-Burgwedelerin Jessica Göbel ins Rennen.
Wie erwartet oder befürchtet - je nach Standpunkt - war das Doppel aber eine klare Angelegenheit für die Süddeutschen, die mit 11:5, 11:6 und 11:8 gewannen. Im vierten Spiel gab es den vierten 3:2 - Sieg für den TV Busenbach, sicher auch ein etwas kurioses
Ergebnis. Man wird dort sicher das Saisonziel - das ursprünglich auf einen Mittelfeldplatz lautete - nach oben korrigieren.
Preisfrage: Gibt es am Sonntag in Bad Driburg wieder ein 3:2? Heute Abend werden wir es wissen.
Hannover 96 hat sich nicht wie ein Absteiger präsentiert. Herausragend Seak Ha Jung, auch Marta Golota hat eine starke Leistung gezeigt. Trotzdem wird man dem Abstieg kaum entgehen können, wenn die Koreanerin - die übrigens nicht nur gut spielen kann, sondern auch sehr nett ist - nicht regelmäßig spielt.
Fotoserien
1.Bundesliga Busenbach weiter mit weisser Weste (SA, 24. Oktober 2009)
Spitzenspielerin Seok Ha Jung zum erstenmal im 96 - Trikot
Mannschaftsaufstellung
Seok Ha Jung gewann glatt gegen Laura Robertson
Familie Schöckel
Trotz der Betreuung von Tobias Kirch verlor Marta Golota im 5. Satz
Seltener Gast: Detlev Schubert neben Uwe Rehbein(Detlev wollte einfach nur einmal auf unsere Homepag
Busenbachs Bank mit zwei bekannten Ex-Burgwedelern. Es fehlen Shan Xiao Na, die gerade spielt, und L
Nach der roten Karte für Laura leistete Sabine Schlatterer ihrer Spielerin Gesellschaft
Kristin Silbereisen gewann die ersten beiden Sätze gegen Seok Ha Jung
Ha Jung mit ihrer koreanischen Betreuerin. (Tobias war der Meinung, sein koreanisch sei zu schlecht
Das Doppel konnte man auch im Display einer der Film-Kameras verfolgen
Nach dem Spiel versuchte sich Ha Jung beim Billiard